Darum geht’s

Ein Dokument ist nicht einfach nur ein behördliches Stück Papier. Es trägt Entscheidungen, Beweise, Bestimmungen, die Einfluss auf das Leben einer Person haben. Diese Tatsache öffnet düstere Kapitel, wenn wir auf die NS-Verbrechen schauen. Von der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) an der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz haben wir den wichtigen Auftrag bekommen, verschiedene Aspekte des Themas „Erhalt und Sicherung von originalen Akten und Dokumenten mit NS-Bezug“ für die kommenden Generationen im Jahresbericht zusammenzufassen.

Das KEK beschäftigt sich mit der Rekonstruktion und Bewahrung von schriftlichem Kulturgut in Archiven, Bibliotheken und ihnen verwandten Einrichtungen. Besondere Herausforderung ist dabei, Projekte und Vernetzungen deutschlandweit zu fördern, sowie die Politik, Fachleute und ein breites Publikum zu sensibilisieren und zu informieren. Die jährliche Publikation hilft dem KEK dabei, diesen das Anliegen näherzubringen, besondere Aspekte mittels Interviews zu erläutern und Ergebnisse durch Reportagen zu präsentieren. Diese Publikation macht im Grunde deutlich, warum es wichtig ist, diese Erinnerungen zu bewahren und lässt die Leser*innen hinter die Kulissen blicken. Denn Papier ist kein Material für die Ewigkeit. Unser Lösungsansatz hat darum einen digitalen Zugang mitgedacht.

Der Bericht – digital und analog

Welche Lesegewohnheiten und Wissensvermittlungsstrategien haben wir heute? Wie informieren wir uns? Wir sind im Digitalen und Analogen unterwegs. Darum haben wir auf diese Weise auch den Bericht konzipiert: ein Produkt, das sowohl online als auch als gedruckte Version gut funktioniert. Unser Auftrag bestand darin, dieses zu gestalten und umzusetzen. Für das Vorhaben haben wir das grafische Konzept, den Stil und das Editorial Design mit Text, Fotos und kleinen Infografiken entwickelt und in beide Formen übersetzt. Wir sprechen aber nicht von einem digitalen PDF, das eins zu eins den Printbericht abbildet und einfach online zugänglich gemacht wird. Stattdessen haben wir eine responsive Landingpage mit interaktiven Elementen aufgebaut, die die Arbeit von Expert*innen aus dem Archiv-, Bibliotheks- und Restaurierungswesen greifbar macht. Der Bericht spricht vor allem die Kulturpolitik an, sie ist die wichtigste Zielgruppe, weil sie ein hohes Potenzial für eine gewinnbringende Zusammenarbeit birgt. Aber auch Multiplikatoren, die diesem Wissensbereich bisher fremd sind und die interessanten Themen auf Social Media teilen wollen. Social Media ist für den Kunden von großem Interesse, denn das Projekt wurde von einer Kampagne via Newsletter und Instagram unterstützt. All diese wesentlichen Informationen haben sich aus unseren gemeinsamen Workshops mit dem KEK Team herauskristallisiert, auf deren Grundlage wir die weiteren Schritte bis zur Fertigstellung gegangen sind.

Die Inhalte im Digitalen und Analogen gleichen sich, allerdings funktioniert jede „Ausgabe” unabhängig von der anderen und lenkt den Fokus auf unterschiedliche Aspekte. Sie ergänzen sich also vielmehr und erzeugen weiteres Interesse. Im Printbericht werden nicht nur Fakten, Statistiken, Projektlisten und Fotos präsentiert, es wird auch die Geschichte dahinter verständlich gemacht. Besonders der Klimawandel, das Notfallmanagement und deren Einfluss auf das Schriftgut werden mittels Interviews mit Expert*innen beleuchtet. Die Landingpage macht die Dokumente zu Protagonist*innen. Großformatige Bilder und Slider zeigen den Vorher-Nachher-Zustand von Büchern und Unterlagen, Lightboxes vermitteln Fachwissen hinsichtlich historischem Kontext; Bewahrungstechnologien und Karten geben Einblicke in einzelnen Bundesländer. Wir wünschen euch anregende Lesemomente beim Durchblättern!

Teamwork

Ohne das KEK-Team hätte es das Projekt nicht gegeben. Ein großer Dank geht an Ursula Hartwieg, Timm Wille, Lilian Pithan und Diethard Kaiser. Und ohne unser Team hätte es kein ausgezeichnetes Ergebnis gegeben: 

Emanuel Arndt – Projektleiter und Projektmanager
Angela Schulz zur Wiesch  – Creative Director, Editorial & UI Design
Arne Keunecke – Beratung, UX
Patrick Wagner – Editorial & UI Design, WordPress (Programmierung)
Simone Tölle – Beratung UI Design
Jacopo Perico – UI Design
Ghost Office – Satz Printversion 

Mehr davon: die Vielfalt der Erinnerungskultur

Der KEK-Jahresbericht war nicht unser erstes Projekt im Rahmen der Erinnerungskultur. Mit vielen weiteren haben wir die jeweiligen Zielgruppen mit der Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Berührung gebracht. Von unserer ersten Animation für die Jewish- Places Plattform bis zur aktuell noch laufenden Citizen-Science-Aktion und virtuellen Kampagne Library of Lost Books.

Mit #StolenMemory haben wir dank unseres mutigen Storytellings internationale Aufmerksamkeit gewonnen. Mit dem Aufbau der YouTube und Tik-Tok Kanäle „Kein Thema” haben wir Videoformate entwickelt, die die jüngeren Generationen zur Auseinandersetzung mit der Nazi-Zeit in der heutigen Zeit einladen.

Aber auch analog sind wir unterwegs: Die Kampagne im urbanen Raum von Frankfurt am Main warb für die Dauerausstellung „Frag nach!” vom und im Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek.

Was Berichte betrifft, haben wir Kernerkenntnisse aus der MEMO-Studie in einem kurzen Erklärvideo für die virale Verbreitung auf Social Media plakativ präsentiert. Und wir bleiben am Thema dran – ganz aktuell mit unserer Graphic Novel in Zusammenarbeit mit der KZ-Gedenkstätte Dachau.

Inhalt