Die Ausstellung
Lebensläufe, die den Nationalsozialismus kreuzten und überlebten
Schilderungen von Zeitzeug*innen des Holocaust, wie Inge Auerbacher und Kurt S. Maier, tragen dazu bei, dass wir uns die düstere Zeit des Nationalsozialismus besser vorstellen können. Sie machen uns ein Thema, das wir vielleicht nur aus den Geschichtsbüchern kennen, menschlich nahbar. Sie führen uns vor Augen, dass wir wachsam bleiben müssen, damit sich die Geschichte nicht wiederholt.
Doch solche Zeitzeug*innen werde nicht immer da sein, um uns aufzurütteln. Gemeinsam mit der USC Shoah Foundation hat das Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt darum eine Interview-Möglichkeit geschaffen, die bleibt: Besucher*innen der Ausstellung „Frag Nach!“ können seit Anfang September Kurt S. Maier und später auch Inge Auerbacher zu ihren Erfahrungen interviewen – digital und interaktiv. Und dadurch praktisch jederzeit und für immer. Über 900 Fragen zu ihrem Leben wurden beiden im Vorhinein gestellt. Besucher*innen können sie ebenso zu ihrem Lieblingsessen befragen, wie auch zu ihren Fluchterfahrungen. Nicht per Fragenauswahl oder -eingabe, sondern mündlich wie in einem Gespräch. Je besser das System dahinter trainiert ist, desto fließender der Dialog, der zwischen den Fragenden und den Zeitzeug*innen entstehen kann.
Sowohl Inge Auerbacher als auch Kurt S. Maier konnten noch rechtzeitig aus Deutschland fliehen und haben sich in den USA jeweils ein neues Leben aufgebaut. Die Ausstellung des Exilarchivs folgt den Biografien der beiden und mündet schlussendlich in der Möglichkeiten, Kurt und Inge zu interviewen. Ihre Lebensgeschichten sind geprägt von der Zeit des Nationalsozialismus, aber eben auch von der des Exils. Ein Wort, das wir nicht immer mit den Strapazen verbinden, die ein erzwungenes Leben in einer neuen Heimat mit sich bringt. Das Exilarchiv möchte darauf aufmerksam machen, dass jede Exilerfahrung anders ist. Was sie eint, ist, dass wir aus jeder einzelnen etwas für unser eigenes Leben lernen können.
Die Aufgabe
Lebenswelten der Zielgruppen berühren
Wir haben uns auf den Weg nach Frankfurt gemacht, um die Arbeit unseres Kunden kennenzulernen und im Rahmen unseres Zielgruppen-Workshops herauszufinden, an wen sich die Ausstellung richtet und wie diese Zielgruppen ticken. Heraus kam, dass das Exilarchiv vor allem jüngere Menschen mit dem Thema „Exil“ vertraut machen möchte, ganz ohne den, unter jungen Menschen zu wenig geläufigen, Begriff zu verwenden. Auch wenn sich die Ausstellung an die breite Öffentlichkeit richtet, möchte das Exilarchiv vor allem bei Lehrer*innen und Schüler*innen verstärkt mit seinem Bildungsangebot wahrgenommen werden. Digitale Zeitzeug*innen-Interviews sind dafür natürlich eine verlockende Ergänzung zum Frontalunterricht.
In unserem Kampagnen-Workshop haben wir noch einmal genau kanalisiert, wie wir die Bedürfnisse der Zielgruppen abholen können. Im Fokus stand beispielsweise, dass wir die Lebenswelt unserer Zielgruppe berühren müssen, um ihr Interesse zu wecken. Wir haben also nach Schnittmengen der Ausstellungsthemen mit der Lebenswirklichkeit unserer Zielgruppe gesucht. Wir haben uns über eine Tonalität verständigt, die ihr auf Augenhöhe begegnet. Wir haben diskutiert, was die Ausstellung leisten kann und inwiefern die Interviews im Fokus stehen werden.
Auf Basis dieser Analyse haben wir dem Kunden drei Kampagnenkonzepte vorgeschlagen. Eins davon haben wir mit überraschend wenigen Korrekturen umgesetzt. Gemeinsam mit der Mediaagentur Posterfabrik haben wir Werbemittel und -orte identifiziert, die uns im Rahmen des Budgets am weitesten bringen: eine super schlanke Landingpage (fragnach.org), ein Social-Media-Starterpaket, eine Kulturplakatierung im Zentrum von Frankfurt am Main, Kampagnenposter in Schulen sowie eine Zukunftssäule, gespickt mit Postkarten, die ab Januar 2024 in 26 Schulen Frankfurt am Mains aufgestellt wird. Also rechtzeitig dann, wenn das neue Schuljahr geplant wird. Dann hoffentlich mit einer Exkursion ins Exilarchiv. Es lohnt sich! Übrigens nicht nur für Schulklassen.
Die Kampagne
Fragen, die das Schicksal stellt
Ins Zentrum unserer Kampagne haben wir den Inbegriff der Neugier gestellt: Fragen. Sie sind Dreh- und Angelpunkt der Zeitzeug*innen-Interviews und sie sind das Bindeglied zwischen Kurt, Inge und unserer Zielgruppe. Wir haben sie bewusst offen, beinahe philosophisch gehalten, sodass es eine Schnittmenge zu der Welt gibt, in der die Zeitzeug*innen gelebt haben und der, in der wir leben. Die Fragen sind nicht für eindeutige, klare, faktische Antworten gedacht. Sie laden zum Erkunden ein – von Inges und Kurts Leben, aber auch vom eigenen. In Social Media richten wir uns noch direkter an die Zielgruppe, versetzen sie gedanklich in die Lage von Überlebenden wie Kurt und Inge. Und schlagen die Brücke zwischen dem Geschichtsbuch und der Gegenwart: Um Antworten für die Zukunft zu finden, lohnt es sich, auch einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.
Plakatkampagne für die Ausstellung „Frag nach! Digitale interaktive Interviews mit Inge Auerbacher und Kurt S. Maier“ im Deutschen Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt. www.fragnach.org
Foto: Alexander Paul Englert
Erinnerungskultur
… ist und bleibt ein Herzensthema von uns und das merken wohl auch interessierte Neukunden. Am häufigsten werden wir wohl auf #stolenmemory für die Arolsen Archives angesprochen. Dieses Jahr haben wir aber auch die EVZ dabei unterstützt, ihre MEMO Jugendstudie unterhaltsam für die breite Öffentlichkeit aufzubereiten – als Film und in Social Media. Inzwischen schon Teil unserer internen Erinnerungskultur, weil schon etwas älter, ist unser Erklärvideo für das Citizen Science Projekt Jewish Places. Für das Leo Baeck Institut arbeiten wir derzeit unter anderem an einem umfangreichen multimedialen Citizen Science Projekt und haben uns in diesem Zuge mit State of The Art Erinnerungskultur beschäftigt. Auch die KZ-Gedenkstätte Dachau gehört seit Juli zu unseren Kunden. Möchtest du dich innerhalb dieses Themenfelds bei uns einreihen? Wir freuen uns auf deine Anfrage!
Teamwork
Dem Team des DNB Exilarchivs, vor allem unseren Ansprechpartnerinnen Theresia Biehl, Dr. Sylvia Asmus und Lisa Eyrich, möchten wir für das Vertrauen Danke sagen! Für die Kampagne im öffentlichen Raum und in den Schulen von Frankfurt am Main durften wir die Posterfabrik an unserer Seite haben – toll, dass ihr dabei wart! Und zu guter Letzt wollen wir auch unserem Team im Goldenen Westen auf die Schulter klopfen:
Toby Mory – Projektleiter, Produzent
Francesca La Vigna – Projektmanagerin
Regine Hähnel – Konzepterin und Texterin
Angela Schulz zur Wiesch – Art Direktorin
Patrick Wagner – Junior Grafik und Webdesigner
Jacopo Perico – Grafik Designer
Karolin Nusa – Illustratorin
Dilara Schneider – Junior Illustratorin
Patrick Wolter – Senior Motion Designer
Arne Keunecke – Webentwicklung