Wie fasst man Erfahrungen zusammen, die kaum fassbar sind? Wie erzählt man eine Story, die aus tausenden besteht? Wie berührt man heute mit Vergangenem? Unsere Antwort ist etwa 2 Minuten lang. Gute Arbeit setzt sich fort – freuen wir uns, als das Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek uns zum zweiten Mal anfragt. Diesmal nicht für eine Kampagne für ihre aktuelle Ausstellung „Frag nach!“, sondern für einen Trailer zur Dauerausstellung, die Anfang Dezember 2024 neu eröffnet wird/wurde.
● Die Aufgabe
Einmal verständlich für alle, bitte
Der Trailer soll vor allem Jugendliche und Schüler*innen motivieren, die Ausstellung zu besuchen. Aber auch Menschen, die selbst Migrationserfahrungen in der Familie haben oder solche, die sich zu den Themen Rassismus und Antisemitismus bilden wollen. Hinzu kommt: Der Film soll Teil der Ausstellung werden und dort, aber auch in Social Media, mit und ohne Audio funktionieren.
● Die Herausforderung
1000 Facetten der Exilerfahrung
Das Exilarchiv hat sich von uns einen Trailer zu einer Ausstellung gewünscht, deren finale Form wir nur erahnen können. Denn zum Tag des Briefings steht erstmal nur das Konzept. Änderungen vorbehalten. Unverrückbar ist jedoch das Thema der Ausstellung und ihre Annäherung an die Exilerfahrungen zur Zeit des Nationalsozialismus. Hinzu kommt: Was die Erfahrungen eint, ist vor allem ihre Unterschiedlichkeit. Keine Exilerfahrung gleicht der anderen. Für manche ist es der Neuanfang, für andere ein lebenslanger Transit. Es gibt Exilant*innen, die finden eine neue Heimat. Und andere, für die wird das Wort „Heimat“ zur Hülse. Die Ausstellung beleuchtet Exilerfahrungen von der Flucht über das Exil bis zu dessen Ende anhand von historischen Objekten, Biografien und aktuellen Bezügen. Dabei ist wichtig: Exil beinhaltet Flucht- und Migrationserfahrungen. Aber eben auch die Absicht der Rückkehr, des begrenzten Aufenthalts. Wir haben es hier also mit einem Begriff zu tun, den vielen vielleicht erst beim Ausstellungsbesuch einzuordnen wissen.
● Die Herangehensweise
Fragend Schicksale berühren
Wir wollen die Neugier, vor allem junger Menschen, wecken, eine Ausstellung zu besuchen, die mit ihrer Gegenwart auf den ersten Blick nichts zu tun hat. Was ist Exil? Was hat diese Ausstellung mit meinem Leben zu tun? Und wie kann ich dort etwas für mich mitnehmen? Wir wissen: Pauschale Antworten oder gar ein „How To Exil“ gibt es nicht. Doch Exilerfahrungen sind immer ein Rütteln am Fundament. Alles ist anders. Alles ist neu. Alles ist in Frage gestellt. Und darum stellen wir sie – die Fragen, die Menschen bewegen, wenn sie gezwungen sind – zur Flucht, zur Integration, zum Abschied. Die Fragen sind das verbindende Element, nicht nur zwischen den verschiedenen Exilerfahrungen, sondern auch zwischen damals und heute. Wir haben den Film so aufgebaut, dass die Fragen aktueller nicht sein könnten. Auf visueller Ebene geben wir zarte Hinweise auf die Zeit, mit der die Ausstellung sich beschäftigt. Wir fragen vorsichtig. Wir fragen rhetorisch. Wir fragen poetisch. Und eröffnen erst ganz am Ende, dass diese Fragen niemals aus der Zeit fallen.
Visuell spielen wir mit dem Ungewissen, das der Exilerfahrung zugrunde liegt. Das tun wir mit Licht und Schatten, mit dem Verborgenen und mit Türen, die sich überraschend öffnen oder schließen. Auf Textebene spielen wir mit der Bedeutung von Worten, untersuchen sie und drehen sie auf den Kopf. Das Voice-over folgt seinem eigenen Rhythmus, seiner eigenen Taktung. Alles andere als vorhersehbar. So wie die Schicksale, die wir fragend berühren.
● Der Trailer
„Stell dir vor…“
Der Trailer ist das Herzstück unseres zweiten Projekts mit dem Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek. Zusätzlich haben wir Szenen des Films für Social Media ausgekoppelt. Die liebevollen Illustrationen von Luca Zarantonello bereichern außerdem Postkarten und ein Poster zur Ausstellung. Es gehört mit zum schönsten Feedback in der Zusammenarbeit, dass unser Kunde sich schon nach dem Boardmatic laut gefragt hat, welche Publikationsmöglichkeiten es für den Film wohl noch gäbe. Hier ist auf jeden Fall auch ein sehr guter Platz für ihn:


● Das Team
Teamwork makes the dream work
Wir freuen uns über die erneute und neue Zusammenarbeit mit Dr. Sylvia Asmus und Jesko Bender. Vielen Dank für spannende Einblicke und wertschätzende Worte! Wir hätten nichts gegen ein drittes Projekt …
Die Crew zum Film:
Toby Mory – Projektleitung
Regine Hähnel – Creative Direction, Text & Konzeption
Patrick Wolter – Creative Direction, Head of Motion Design
Luca Zarantonello – Art Director & Illustrator
Leo Rey – Motion Design
Nikolaus Radeke – Sprachaufnahme
Maren Kling – Sprecherin
Federico Truzzi – Musik und Sounddesign
Francesca La Vigna – Projektmanagement
Erinnerungskultur
Wer uns kennt, der weiß, Erinnerungskultur gehört fest in unser Repertoire. Wer uns noch nicht kennt, dem kann geholfen werden. Vielleicht fängst du mit unserem Klassiker an: #stolenmemory für die Arolsen Archives. Aber wir können auch faktastisch, zum Beispiel für die MEMO-Jugendstudie der EVZ. Auch die Motion Graphic Novel ist ein wunderbares Format, um die Vergangenheit heute erfahrbar zu machen. Oder vielleicht ein uuuumfangreiches Citizen Science Projekt mit virtueller Ausstellung? Ja, also, was wir sagen wollen, ist: Wir können Erinnerungskultur in allen Facetten, außer langweilig.